
Wie kann die Energiewende gestaltet werden und welche Möglichkeiten gibt es für Bürgerinnen und Bürger? Diese und weitere Fragen galt es beim Stammtisch der SPD Neuberg am Montag zu klären. Dafür hatte sich der Ortsverein Oliver Habekost, Geschäftsführer der Naturenergie Main-Kinzig und stellvertretender Vorsitzender der SPD Main-Kinzig, als fundierten Gesprächspartner eingeladen. Mit ihm Diskutierten die Mitglieder und Gäste über die Themen rund um erneuerbare Energien.
Man müsse neue Wege gehen, um zukunftsfähig zu bleiben, erklärte Habekost in seinem Vortrag. Das sei auch für Energieversorger wie die Kreiswerke wichtig. Der Strom aus Kohle sei relativ teuer geworden. Daher hätten Unternehmen, die diesen so produzieren, Schwierigkeiten Abnehmer für ihren Strom zu finden. Die Kreiswerke waren lange Zeit nur ein Stromverteiler und kein Erzeuger, so Habekost. Erst 1997 habe man mit zwei Windkraftanlagen damit selbst begonnen. Mittlerweile habe man neben weiteren Windkraftanlagen eine leistungsstarke Photovoltaik-Freiflächen-Anlage in Neuberg errichtet. Diese speise seit dem 15. Juni Strom in das Netz ein. Am 29. August werde die Anlage offiziell in Betrieb genommen und Fläche an diesem Tag auch für interessierte Bürgerinnen und Bürger geöffnet. Dann können die rund 10.000 Photovoltaik-Module aus der Nähe besichtigt werden.
Bürgermeisterin Iris Schröder ergänzte, dass die Anlage auf einer ehemaligen Deponie errichtet worden sei, die für nichts anderes zu nutzen gewesen wäre. Die Entgasung dort sei nämlich noch nicht abgeschlossen und werde wahrscheinlich auch noch bis zu 20 Jahre dauern. Daher sie sie froh, dass die Fläche auf dieser Weise eine Verwendung finde. Mit der Energie, die dort gewonnen werde, könnten nun rund 600 Haushalte versorgt werden.
Im Bereich Photovoltaik wolle man auch weiter expandieren, wie Habekost verriet. 70 Prozent der Bürgerinnen und Bürger geben an, dass sie ihren Strom gerne selbst produzieren möchten. Diesen Bürgerinnen und Bürgern wollen wir als Erzeuger auch eine Option bieten. Mit einem Mieter-Strom-Modell soll in die Dächer der Kunden investiert werden und diese als Sonnendächer mit Photovoltaik-Modulen nutzbar gemacht werden. Das bereits gestartete Pilotprojekt habe eine große Nachfrage erzielt und soll daher weiter ausgebaut werden.
Doch Energiewende dürfe nicht nur von der Strom-Seite aus betrachtet werden, sondern man müsse auch eine Nutzung der Wärme verfolgen. Dazu bräuchte man ein Kraftwerk, in dem Strom erzeugt, gespeichert und in Wärme umgewandelt werde. Denn nicht nur die Energiegewinnung, sondern auch die Speicherung werde ein großer Faktor in der Energiewende sein.
Es sei zudem zu kurzsichtig nur auf eine Energieform zu setzen. Daher müsse es einen Energiemix geben. Man bräuchte Wasserkraft-, Photovoltaik- oder auch Bio-Gas-Anlagen. Letztere jedoch nur dann, wenn zum Beispiel Abfall einer sinnvollen Verwendung zukomme. Ich habe ein Problem damit, wenn Äcker mit Mais für Bio-Gas-Anlagen bepflanzt werden. Energie darf nicht mir Nahrung konkurrieren, so Habekost.
Leider hätten es die Projekte zur Gewinnung regenerativer Energien im Main-Kinzig-Kreis oft nicht leicht. Bei Windkraft-Projekten werde immer wieder ein dort ansässiger Rot-Milan, eine Fledermausart gefunden oder Bürgerinitiativen gegen die Vorhaben gebildet. Ähnliches sehe man nun an der Südlink-Trasse, gegen die man sich in Bayern nach dem Motto Energiewende ja, aber nicht vor der eigenen Haustür besonders wehre. Es sei dreist von CSU-Chef Horst Seehofer zu sagen, die Trasse solle doch einfach weiter in den Westen verschoben werden. Wir haben uns alle für die Energiewende entschieden. Da muss man auch mal in den sauren Apfel beißen und es nicht immer auch andere Abschieben, so Habekost.