Liebe Genossinnen und Genossen,
ich möchte unseren Wahlkreis 180 ab der kommenden Legislaturperiode im Deutschen Bundestag vertreten und bewerbe mich hiermit als Eure Kandidatin. In den vergangenen Monaten haben mich einige Genossinnen und Genossen gefragt, ob ich mir, in Nachfolge von Sascha Raabe, eine Kandidatur für meine Heimat Main-Kinzig-Kreis vorstellen könnte. Meine Antwort lautet ganz klar: Ja, das kann ich sehr gut.
Ich bin Yasmin Schilling aus Neuberg und ich bin alleinerziehende Mutter meiner siebzehnjährigen Tochter Mia. Geboren wurde ich am achten Juli 1977 in Hanau.
Mia und ich leben gemeinsam im Familienverbund aus vier Generationen mit meinen Eltern, meiner Großmutter und meinem Onkel im Ortsteil Rüdigheim.
Ich komme aus einer basisdemokratischen Arbeiterfamilie, in der die SPD und die Gewerkschaft immer schon einen hohen Stellenwert hatte. Die lange Geschichte der SPD hat mich schon immer stark beeindruckt. Persönlichkeiten wie Regine Hildebrandt haben mich geprägt. Zudem ist die SPD für mich nach wie vor die einzig wirkliche Mit-Mach-Partei, in die ich aus Überzeugung vor über zwanzig Jahren eingetreten bin.
Gelernt habe ich den Beruf der Verwaltungsfachangestellten bei der Gemeinde Neuberg und dort auch mehr als zwanzig Jahre im Fachbereich Öffentliche Sicherheit und Ordnung gearbeitet. Nicht zuletzt dadurch kenne ich die kommunalpolitischen Strukturen und Herausforderungen, denen die meisten Kommunen gegenüberstehen. Und auch die Sorgen und Anliegen der Bürgerinnen und Bürger sind mir bestens vertraut.
Mittlerweile hat mich meine berufliche Laufbahn zum Kommunalen Center für Arbeit des Main-Kinzig-Kreises in die Fachstelle Sozialer Arbeitsmarkt geführt. Das Kommunale Center für Arbeit hat eine große Vielfalt zu bieten und steht in ebensolch vielfältiger Verantwortung.
Meine tägliche Arbeit dort und dabei insbesondere der direkte-persönliche Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern, mit ihren individuellen Anliegen gibt mir wichtige Impulse. Was die Menschen bewegt ist für mich stets die Kernmotivation meines sozialpolitischen Einsatzes.
Auch das Ehrenamt hat für mich schon immer einen besonderen Stellenwert. Ob durch mein Engagement im Neuberger SPD-Ortsverein, als Beisitzerin im Unterbezirk oder auch im engen Austausch und durch die gegenseitige Unterstützung mit anderen Ehrenamtlern verschiedenster Institutionen: Freiwilliges Engagement etwas für das Gemeinwohl zu tun und somit unsere Gesellschaft aktiv mitzugestalten hat eine stolze Tradition und wird zweifellos immer eine unverzichtbare Stütze gesellschaftlichen Lebens in Deutschland, Europa wie auch International sein.
Selbst habe ich das große Glück, dass mein Beruf auch zeitgleich mein größtes Hobby ist. Sozialpolitische Themen treiben mich als Mensch von jeher an. Meine Urlaube verbringe ich oft im außereuropäischen Ausland und engagiere mich auch dort ehrenamtlich für die Bekämpfung von Fluchtursachen marginalisierter Bevölkerungsgruppen, konkret bei Nomadenstämmen in der Sahara.
Warum ich kandidieren möchte? Ganz klar: Mein Wunsch ist es, den Menschen eine Stimme zu geben, die sich nicht ohne weiteres selbst Gehör verschaffen können, denn Gerechtigkeit kann man nur gemeinsam erringen und gestalten.
Die sozialen Ungleichheiten in unserer Gesellschaft sind mir zu groß. Das endlich zu ändern, gilt es mit Ausdauer und Mut voranzutreiben. Dafür werde ich mich mit Leib und Seele einsetzen!
Aus meiner eigenen Lebenserfahrung als alleinerziehende, berufstätige Mutter war es für mich, wie für viele andere auch, immer auch eine Herausforderung, Erziehung und Beruf ausgewogen zu stemmen. Durch unzureichende Kinderbetreuungszeiten, gerade bei der mangelhaften Vertretung der Unterrichtszeiten in der Schule, konnte ich viele Jahre nur in Teilzeit arbeiten. Größere Karriereträume oder beispielsweise der Traum vom Eigenheim kamen für mich in der Folge weder zeitlich noch finanziell in Frage. Beherrschend waren stets die Sorgen, zum Beispiel auch um die Rente im Alter.
Nicht zuletzt aus dieser persönlichen Erfahrung rührt auch meinen Unmut darüber, dass Pflege- und Fürsorgearbeit noch immer traditionalistisch als Pflichtaufgabe der Frau angesehen werden. Hinzu kommt, dass Frauen in der Folge auch hinsichtlich der Gehaltsentwicklung nach wie vor benachteiligt sind, was sich letztlich auch darin widerspiegelt, dass wir in Führungspositionen sowie in der Bekleidung von Ämtern und Mandaten noch immer deutlich unterrepräsentiert sind.
Ich darf mich glücklich schätzen, dass mein familiärer Hintergrund gesund und stabil ist. Rüdigheim ist ländlich geprägt und wenn ich nicht im starken Familienverbund leben würde, trotz guter Ausbildung und einem guten und sogar sicheren Arbeitsplatz, hätte das die sozialen Teilhabechancen von meiner Tochter Mia und mir zweifelsohne stark beeinträchtigt. Chancengleichheit sieht für mich anders aus. Um das zu ändern, braucht es entschlossene, zielbewusste und motivierte InteressenvertreterInnen – auf kommunaler Ebene, wie auch im Bund. Dafür werde ich mich stark machen!
Familiäre Lebensmodelle haben sich im Laufe der Zeit gewandelt und die Vielfalt wird wachsen. Deshalb braucht es eine der Lebenswirklichkeit offen gegenüberstehende Politik, um den sich dadurch ebenfalls verändernden Bedürfnissen gebührend Rechnung zu tragen.
Die Forderung nach Chancengleichheit und Gleichstellung ist so alt wie unsere Demokratie selbst.
Ja, diese sozialen Kernanliegen genießen inzwischen eine breite gesellschaftliche Zustimmung, jedoch ist offenkundig: Es besteht noch immer eine Diskrepanz zwischen politischem Anspruch und gesellschaftlicher Wirklichkeit. Leider erstarken gesellschaftspolitische Widerstände, die diesen Fortschritt bekämpfen und verhindern wollen jüngst wieder. Und deshalb gilt es hier einerseits entschlossen dagegenzuhalten und anderseits mit guten politischen Konzepten einen sozialen Wandel zu gestalten, der die gesamte Gesellschaft mitnimmt und einbezieht.
Ich lebe in einem wunderschönen Wahlkreis, der städtisch und ländlich geprägt ist.
Es liegt in der Natur der Sache, dass hier viele Interessen aufeinandertreffen. Darin liegt die große Herausforderung. Je nach Region sind die Teilhabechancen jedoch sehr unterschiedlich und Ressourcen wie auch Möglichkeiten sind eben nicht gleich verteilt.
Die Interessen der Bürgerinnen und Bürger meines Wahlkreis liegen mir natürlich besonders am Herzen. Mein Ziel ist es, gleichwertige Lebensverhältnisse für Jung und Alt, unabhängig von sozialer Herkunft, Abstammung oder Geschlecht in der Stadt wie auf dem Land gemeinsam mit Euch zu schaffen und zu gestalten. Um diese großen Herausforderungen auf Bundesebene wirklich so anzupacken, dass sie konkret und zielgerichtet auf kommunaler Ebene wirken können, braucht es politische VertreterInnen, die diese Realitäten genauestens kennen und sich ihnen stetig neu stellen.
Ich stehe für eine offene und solidarische Grundhaltung in gesellschaftlichen Fragen und möchte auf Grundlage unseres robusten Sozialstaats auch einen fairen Sozialstaat gestalten, in dem über Chancengleichheit und Gleichstellung nicht nur gesprochen wird, sondern einen, in dem diese Werte vielmehr auch gelebt werden.
Wir leben in herausfordernden Zeiten und unserer Gesellschaft scheint dabei zusehends die Zuversicht abhanden zu kommen.
Zudem machen sich Populisten mit ihren vermeintlich simplen Antworten breit. Für mich ist klar: Wir müssen weiter und noch viel verstärkter auf bürgernahe Institutionen und transparente Entscheidungsprozesse bauen. Die Rechten haben keine fundierten politischen Konzepte – sie haben nur Hetze, Hass und Angst im Angebot. Sie greifen lediglich Themen mit hohem Konfliktpotenzial auf, ohne dann wiederum konstruktive Lösungsvorschläge zu unterbreiten. Das müssen wir SozialdemokratInnen als Chance begreifen, indem wir sozialen Problemen und Konflikten mit guten Lösungsvorschlägen begegnen, die das Leben aller Menschen messbar verbessern. Nur so können die Rechtspopulisten entlarvt und inhaltlich entwaffnet werden. Den Rechtspopulisten gebe ich keine Chance!
Ihr kennt mich und meine gelebte Überzeugung, dass soziale Gerechtigkeit die Basis für ein friedliches Zusammenleben ist.
Gemeinsam mit Euch und den Bürgerinnen und Bürgern möchte ich für eine gerechte Politik kämpfen, die gesellschaftlichen Zusammenhalt schafft.
Dafür bringe ich eine optimistische, gefestigte sowie weltoffene Grundhaltung mit und habe keinerlei Berührungsängste.
Zögerlichkeiten im Kampf um soziale Gerechtigkeit, als Eure Stimme im Bundestag, werdet Ihr bei mir nicht erleben. Frei nach meinem Lieblingsmotto, einem Zitat von Regine Hildebrandt: „Erzähl mir doch nich – dasset nich jeht!“
Anstatt eines ausschließlich klassischen Wahlkampfs, möchte ich mit Bürgerdialogen und direkten Beteiligungsformaten jedem Gehör verschaffen, eine Stimme geben und Impulse setzen.
Ich freue mich schon jetzt auf unsere Begegnungen und auf den intensiven Austausch mit Euch – und ich freue mich selbstverständlich über jede Unterstützung, die Ihr mir zuteilwerden lasst.
Neuberg, den 27.07.2020
Eure
Yasmin